Mittwoch, 17. September 2014

Brief an Diognet

Der Diognetbrief wird auf das 2. Jahrhundert datiert, Verfasser und Empfänger Diognet sind unbekannt, der Verfasser nennt sich Schüler der Apostel. Die Sichtweise ist wieder einmal hochinteressant:
Von den Ungläubigen wurde er zwar nicht begriffen, zu den Jüngern aber redete er deutlich, die, als Gläubige von ihm erkannt, die Geheimnisse des Vaters kennen lernten. Deswegen sandte er den Logos, damit er der Welt erschiene, der von seinem Volke missachtet, von den Aposteln gepredigt und von den Heiden gläubig aufgenommen wurde. Dieser ist es, der von Anfang an war, als ein Neuer erschien und als der Alte erfunden wurde, der immerfort neu in den Herzen der Heiligen geboren wird. Er ist der Ewige, von dem es heisst, er sei "heute der Sohn". (Quelle: Brief an Diognet)
Die deutsche Übersetzung aus dem Griechischen ist nicht besonders gut, das erkennt man, wenn man die englische Übersetzung liest. Das "Wort" wird mit "Logos" anstatt mit "Wort" übersetzt. Jesus ist das Wort aus dem Himmel und Jesus ist hier der Ewige, einmal als Vater, dann als Menschensohn. Jesus ist also eins mit dem Vater.

Die blutigen und fettigen Opfertiere, werden als Nonsense und Götzendienst deutlich beschrieben, so wie Jesus auch sagte: "Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer":
Weiterhin hast du, glaube ich, ein grosses Verlangen, zu hören, warum die Christen Gott nicht auf dieselbe Weise verehren, wie die Juden. Wenn die Juden sich des vorher genannten Götzendienstes enthalten, so haben sie darin recht, dass sie nur einen Gott des Weltalls verehren und als Herrn ansehen; sofern sie aber auf gleiche Weise, wie die vorher genannten Heiden, ihm diese Verehrung erweisen, sind sie im Irrtum. Denn wenn die Griechen damit, dass sie empfindungslosen und tauben Wesen Opfer darbringen, einen Beweis von Unverstand geben, so sollten diese die Juden es mit Recht noch mehr für Torheit und nicht für Gottesdienst halten, wenn sie glauben, solche Gaben ihrem Gott darbringen zu müssen, als ob er ihrer bedürfte. Denn der den Himmel und die Erde und alles, was darin ist, erschaffen hat und uns allen darreicht, was wir brauchen, hat doch wohl nicht selbst etwas nötig von dem, was er selbst denen, die es zu geben meinen, darreicht. Die ihm aber Opfer von Blut, Fettdampf und ganzen Tieren darzubringen und ihn durch solche Ehren zu verherrlichen glauben, die scheinen mir sich in nichts von denen zu unterscheiden, welche dieselbe Huldigung tauben Göttern darbringen; denn offenbar bringen die einen sie solchen dar, welche die Ehre nicht geniessen können, die andern aber dem, der keiner Sache bedarf. (Quelle: Brief an Diognet)
Der Diognetbrief ist ein weiteres Zeitzeugnis, wie sich Christen zu den jüdischen Gesetzen stellten. Desweitern weist der Brief auf die geheimnisvolle Gottesverehrung der Juden hin, ohne diese zu nennen.
Jedoch über ihre ängstliche Vorsicht hinsichtlich der Speisen, über ihren Aberglauben betreffs der Sabbate, über ihre Prahlerei mit der Beschneidung und über ihre Heuchelei hinsichtlich der Fastentage und der Neumondsfeier, alles Dinge, die lächerlich und nicht der Rede wert sind, verlangst du, wie ich glaube, von mir keinen Aufschluss. Denn wie sollte es nicht unrecht sein, von dem, was Gott zum Gebrauche der Menschen geschaffen hat, das eine als gut geschaffen anzunehmen, das andere aber als unbrauchbar und überflüssig zurückzuweisen und wie sollte es nicht gottlos sein, Gott zu verleumden, als verbiete er, am Tage des Sabbates etwas Gutes zu tun? Sich aber mit der Verstümmelung des Fleisches als einem Zeugnis der Auserwählung zu brüsten, als ob man deswegen von Gott ganz besonders geliebt sei, verdient das nicht Spott? Dass sie ferner beständig auf die Sterne und den Mond achten, Beobachtungen über Monate und Tage anstellen, die Anordnungen Gottes und die wechselnden Zeiten nach ihrem eigenen Gutdünken abteilen, die einen zu Festen, die andern zur Trauerfeiern, wer möchte das für einen Beweis von Gottesfurcht und nicht vielmehr von Unverstand ansehen? Dass sich also die Christen mit Recht von dem allgemeinen Unverstande und Irrtum und von der jüdischen Vielgeschäftigkeit und Prahlerei fernhalten, das hast du, wie ich glaube, zur Genüge erkannt. Erwarte aber nicht, dass du das geheimnisvolle Wesen ihrer eigenen Gottesverehrung von einem Menschen erfahren kannst. (Quelle: Brief an Diognet)
Leider fehlt eine scharfe Kritik an Jahweh, der diese unsinnigen Gesetze laut dem alten Testament entwarf und sogar mit Todesstrafe vollzog. Ich gehe davon aus, dass die ersten Christen immer nur indirekt den Gottspieler Jahweh öffentlich aberkennen konnten, weil sie sich vor Verfolgung schützen mussten.